Donnerstag, 08.09.22
Heute wurde mir ein 9 Monate altes Kind einer HIV-positiven Mutter vorgestellt.
HIV-Patienten werden in Kenia in der Regel in speziellen Ambulanzen oder Zentren angebunden und mit antiretroviralen Medikamenten versorgt. Das gilt auch für Kinder.
Sie müssen dort regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen und zur Medikamentenausgabe erscheinen.
Für Kinder HIV-positiver Mütter gilt wie für alle Kinder in Kenia die Empfehlung der ausschließlichen Muttermilchernährung für 6 Monate und eine Fortführung des Stillens bis zum Alter von 2 Jahren. Um die HIV-Übertragung von der Mutter auf das Kind durch das Stillen zu verhindern, sehen die nationalen Guidelines Kenias die antiretrovirale Therapie sowohl der Mutter als auch des Kindes vor.
Obwohl in der Apotheke des Fanaka Health Centers aktuell wieder alle gelisteten Medikamente vorhanden sind, droht in Kenia nicht nur ein Engpass für die Versorgung mit antiretroviralen Medikamenten, sondern es besteht bereits eine Notlage.
Die Mutter des 9 Monate alten Säuglings bat um die notwendige medikamentöse Therapie da man ihr im Krankenhaus, dort wo sie zu Kontrollen und zur Medikamentenausgabe angebunden ist, diese nicht geben konnte. Da aber die Ambulanz in Athi River nicht zu den spezialisierten Ambulanzen gehört, werden dort auch keine antiretroviralen Medikamente bevorratet oder ausgegeben.
Nach einem Gespräch mit der Ambulanzleitung konnte eine Notlösung für Mutter und Kind gefunden werden. Das HIV-Zentrum, in dem das Kind normalerweise untersucht und versorgt wird, kann noch eine auf 14 Tage beschränkte Menge des notwendigen Medikamentes zur Verfügung stellen. Um das Kind vor der Übertragung von HIV durch die Muttermilch zu schützen, muss die Mutter aber sofort das Stillen einstellen, da eine Therapie bis 14 Tage über die letzte Muttermilchzufuhr hinaus erforderlich ist.
Schade. Hoffen wir, dass die Mutter finanziell und mental dazu in der Lage ist und ihr Baby auch anders ausreichend ernähren kann.